Die Studie wurde von der Diözese beauftragt und im Rahmen einer Tagung ausführlich erläutert und präsentiert. Bereits 2009 entschloss man sich zu dieser eigenen Aufarbeitung der Heimerziehung und nahm damit eine zentrale Forderung des von der Bundesregierung eingesetzten „Runden Tisches Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ vom Dezember 2010 vorweg.

In der zur Studie gehörenden Publikation „ ‚Die Zeit heilt keine Wunden’. Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“ (erschienen im Lambertus Verlag) wurden die Einrichtungen der Diözese in drei zeitlichen Abschnitten, von der Zeit nach 1945 bis in die Gegenwart, untersucht. Dabei entfalten sich die unterschiedlichen „Gesichter“ der konfessionellen Heimerziehung innerhalb ihrer jeweiligen Zeit.

Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer lebten oder arbeiteten in einem der 15 Heime der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die noch heute in deren Trägerschaft Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe sind. Ein kleiner Teil kannte zudem jene 18 Erziehungshilfeeinrichtungen, die im Laufe der letzten 60 Jahre aufgelöst wurden.

Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften Stuttgart führte Interviews mit 25 Heimkindern (insgesamt 256 Lebensjahre im Heim) und 15 Erziehungspersonen als Zeitzeugen der fünfziger und sechziger Jahre sowie mit 14 Heimkindern (insgesamt 103 Jahre im Heim) und zehn Erziehungspersonen als Zeitzeugen der achtziger und neunziger Jahre durch. Ergänzend wurden Archivmaterialien ausgewertet.

„Mit dieser Studie leistet die Diözese einen wichtigen Beitrag nicht nur zur ernsthaften und ehrlichen Aufarbeitung der Heimerziehung in den fünfziger und sechziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts, sondern liefert außerdem wichtige Impulse für Menschen von heute, die professionell Erziehungsprozesse für junge Menschen gestalten“, so Schäfer-Walkmann.