Im Rahmen der erfolgreichen Veranstaltungsreihe der Wirtschaftsfakultät „Wirtschaft und Wissenschaft im Dialog“ – kurz WiWiD – fand der nicht unumstrittene Psychologe und Neurowissenschaftler am 11. März großen Zuspruch beim Publikum.

„Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Studien, die belegen, dass digitale Medien unser Gedächtnis beeinträchtigen können“, meint Spitzer. In seinem Vortrag warnte er vor der „Digitalen Demenz“, einem Syndrom, das mit dem vielen Zeitverbringen mit dem Computer und Internet einhergeht.  Dies sei speziell bei Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen, da die Gehirne vor allem in dieser Zeit ausgebildet würden. Wer googelt, statt Informationen aus Büchern zu holen  oder sich per Facebook mit Freunden austauscht, statt sich persönlich zu unterhalten, verlernt das Lernen und soziale Kompetenz: „Lesen bildet - daddeln nicht“, kommentiert Spitzer und bringt das Publikum zum Lachen. Dann werden seine Gesichtszüge wieder strenger: Möglichkeiten, das Gehirn weiter zu entwickeln und zu fördern, blieben ungenutzt. Die Folge: verfrühte Demenz.

Der Professor zeigt sich besonders besorgt als er Statistiken darlegt, dass in Deutschland 8- bis 18-jährige rund 7,5 Stunden pro Tag mit Computer & Co. verbringen. Solch ein exzessiver Konsum digitaler Medien führe nach Spitzer unter anderem zu Sprach-, Lese- und Rechtschreibstörungen. In seinen Ausführungen geht er noch weiter. Köstlich komisch und doch ernst zugleich untermalt er dies mit „Do you do not yet suffer from an attention deficit, just media-multitask a lot and you will get it.“ Insbesondere in diesen Punkten wurde das Auditorium spürbar und wortwörtlich „angespitzt“. Im anschließenden Dialog debattierten die Studierenden und die Professorenschaft eben um diese Thesen. Die Professorenschaft bestätigte das abnehmende Leistungsniveau der Schulabgänger respektive Erstsemester, die sich schließlich in einem suboptimalen Studienerfolg niederschlügen. Multiplizieren würde sich dies mit Smartphone- und Tabletnützung während der Vorlesungszeit. Das erste Zwischenfazit: Gerade in unserem dualen Intensivstudium ist es für den Lern- und Leistungserfolg bedeutsam, Vorlesungszeit als digitale Abspeckphase der privaten Digital-Mediennutzung zu sehen.

Eine Mischung aus Amüsiertsein und Einsicht war aus den Reihen der Studierenden zu vernehmen, mit der Frage, was nun richtig sei. Im vorangegangenen Vortrag von Gunter Dueck würde unter anderem der Umgang mit Google & Co. das sein, worauf es morgen ankäme. Spitzer betont, dass er - entgegen seiner häufigen Kritik - sehr wohl für den Einsatz digitaler Medien plädiere. Allerdings solle dies für junge Menschen reglementiert werden. Als Vergleichsbeispiel führt er das Mindestalter für Teilnahme am Straßenverkehr an. „Um den Aufbau von Gehirnen, die sich noch entwickeln, nicht zu gefährden, muss der Konsum digitaler Medien vor allem bei Kindern eingeschränkt werden“, so der Neurowissenschaftler.

Rund 300 Studierende, Professorinnen und Professoren sowie Gäste fanden sich im Audimax der DHBW Stuttgart ein, um dem Vortrag zu folgen, danach zu diskutieren und sich anschließend beim Get Together über die hochbrisanten Thesen auszutauschen. Da die Veranstaltungsreihe bereits binnen weniger Stunden ausgebucht war, wurde der Vortrag mitgeschnitten und wird zeitnah in der Filmgalerie der DHBW Stuttgart zur Verfügung gestellt.

Rückblick

Weitere Referentenvorschläge gerne an Manuela Fath: fath@dhbw-stuttgart.de