Im Dezember 2015 bot sich im Rahmen einer „User-Experience“-Unter­suchung für über 150 niederländische und dänische Fahrerinnen und Fahrer die Möglichkeit, Elektrofahrzeuge hautnah zu erleben. Die Studierenden befragten Testfahrerinnen und -fahrer zu verschiedenen Leistungsdimensionen der Elektromobilität, jeweils vor und nach einer Testfahrt mit dem Elektrofahrzeug. Durch die Kombination der Daten mit denjenigen aus 2014 hat sich eine einmalige internationale Datenbasis ergeben, die die Ableitung weitreichender Erkenntnisse ermöglicht. Diese wurden im Vortrag „Förderung und Fan-Gemeinden: E-Mobilität im Kulturvergleich“ am 16.06.2016 an der DHBW Stuttgart vorgestellt.  

Die sicher wichtigste Erkenntnis des Abends: Quer durch alle Kulturkreise zeigen alle Testpersonen nach der Testfahrt ein deutlich positiveres Bild von Elektrofahrzeugen. Vor allem die Dimensionen Fahrspaß und Leistung wurden vor der Testfahrt signifikant unterschätzt. Hatten vor der Testfahrt 50 Prozent der Probanden den Fahrspaß mit einem Elektrofahrzeug positiv eingeschätzt, so waren es danach 71 Prozent. Die gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen geringere Reichweite von Elektroautos wird hingegen von allen Kulturgruppen negativ bewertet. Überraschend bewerten jedoch Chinesen die Reichweite von E-Fahrzeugen – trotz der Größe ihres Landes - mit positiveren Attributen als die anderen Nationen. Darüber hinaus boten und bieten die erhobenen Daten Diskussionsstoff für die aktuelle Frage, ob die Subventionspraxis Einfluss auf die Wahrnehmung von Elektromobilität hat. Die Auswertung der Daten zeigt, dass Nationen, in denen Elektromobilität durch einen Kaufbonus subventioniert wird, eine höhere Kaufbereitschaft für Elektrofahrzeuge zeigen als Nationen, in denen Subventionen in Form von Steuererleichterungen vorhanden sind. Es zeigt sich zudem, dass die laufenden Gesamtkosten in Ländern mit höheren Subventionen nicht besser bewertet werden als in Ländern mit niedrigeren Subventionen.  

Prof. Dr. Marc Kuhn: „Bundesregierung und Automobilindustrie haben beschlossen, 600 Millionen Euro als Kaufanreiz für E-Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Käufer eines rein elektrisch betriebenen Fahrzeugs bekommen demnach 4.000 Euro Prämie, für Plug-In sind 3.000 Euro vorgesehen. Fraglich ist dennoch, inwieweit sich diese Förderung auf das Kaufverhalten auswirken wird. Die kulturvergleichende Studie zieht Vergleiche mit europäischen Ländern, in denen eine Förderung bereits besteht, und gibt interessante Einblicke in die Wirksamkeit von Kaufanreizen.“  

Darüber hinaus berichteten die Studierenden in ihrem Vortrag: „Freude und Frust: Mit dem E-Auto durch Europa“ von ihren Erlebnissen und Herausforderungen zur selbst organisierten und durchgeführten Fahrt mit den E-Testfahrzeugen von Stuttgart zu den europäischen Erhebungsorten und zurück.  

Prof. Dr. Julia Heigl fasste den Vortrag zusammen: „Die Erfahrungen reichten von nicht aktivierten oder defekten Ladesäulen über technische Defekte bis hin zu einer komplett problemfreien 500-km-Tour. Gerade deshalb waren der grandiose Rückhalt und die Unterstützung durch die Elektromobile Community äußerst positiv. Allein diese Erfahrung der Studierenden war also eine Art User-Experience-Studie.“  

Abgerundet wurden die Präsentationen der Studierenden durch zwei Praxisvorträge zum Thema Carsharing und Elektromobilität durch Vertreter des Carsharing-Anbieters car2go sowie dem Fachverband Electrify-BW.  

Das rund 120 Personen umfassende Veranstaltungspublikum bestand zu großen Teilen aus Fachkräften der Automobilbranche sowie der Hochschule. Unterstützt wurde die Erhebung der Studie durch das Zentrum für empirische Forschung (ZEF) der DHBW Stuttgart.