Gesundheit, Versorgung, Care

Die Forschung über Gesundheit, Versorgung und Care ist von dem zentralen Anliegen getragen, Menschen in der Verwirklichung eines gelingenden Lebens zu unterstützen. Sie fokussiert zum einen das Thema der Förderung der Gesundheit; zum anderen wird die Versorgung mit den dieses Wohlbefinden erhaltenden Strukturen und Bedingungen untersucht. Durch die Weiterentwicklung der Ethics of Care (Ethik der Achtsamkeit) als einer kritischen Theorie werden Qualitätsmerkmale versorgender Tätigkeiten bestimmt und über Möglichkeiten einer ‚kritischen Praxis‘ nachgedacht.

Gesundheitswissenschaftliche Forschung

Die gesundheitswissenschaftliche Forschung an der Fakultät ist eine Ressourcenforschung, in deren Mittelpunkt die Frage steht, auf welche Weise ein gelingendes Leben realisiert werden kann. Gelingende soziale Beziehungen, emotional-kognitives sowie körperliches Wohlbefinden gelten als förderungswürdiges Gut, das es zu erhalten gilt. Der Forschung liegt das Verständnis zugrunde, dass Gesundheit einer individuellen, biographisch geprägten Erfahrung entspricht und sie doch zugleich auch durch soziopolitische und ökonomische Bedingungen mitbestimmt wird.

Versorgungsforschung

Versorgungsforschung nimmt sozial- und gesundheitspolitische Themen in den Blick und hinterfragt Aufgabenstellungen sowie Funktion Sozialer Arbeit in interdisziplinären Versorgungszusammenhängen. Aus Sicht des Individuums kommt Sozialer Arbeit im Konzert mit Medizin, Pflege und therapeutischen Berufsgruppen eine zunehmend bedeutsame Rolle in der Unterstützung in akuten Krisensituationen, in der Begleitung von Gesundwerdungs- und Rehabilitationsprozessen, im Rahmen von Präventionsansätzen sowie in der Ausgestaltung und Steuerung von (komplexen) Versorgungsarrangements zu. Aus einer gesellschaftlichen Perspektive geht es insbesondere um gesundheitsbezogene, vor allem epidemiologische Fragestellungen unterschiedlicher Gruppen, deren Zugänge zur Gesundheitsversorgung, besondere Risikofaktoren, sowie um Auswirkungen sozialer Ungleichheit oder – allgemeiner – um Fragen der Allokation. Das Forschungsinteresse gilt dabei allen vier Ebenen der Wirkungsmessung: dem Output (quantitative Leistungsmenge, Effizienz), dem Outcome (gesellschaftliche Wirkung und Nutzen; „wider effects“), den Effects (unmittelbare, objektiv ersichtliche und nachweisbare Wirkung) und dem Impact (subjektiv erlebte Wirkung). Einen weiteren Themenschwerpunkt bildet die Analyse von Gesundheits- und Dienstleistungsnetzwerken vor dem Hintergrund wohlfahrtstheoretischer Diskurse.

Ethik der Achtsamkeit

Die philosophisch inspirierte Forschung zur Ethik der Achtsamkeit (ethics of care) reflektiert, begründet und beurteilt soziale Interaktionen und versorgende Tätigkeiten in ihrem gesellschaftlichen Kontext. Individualethische und sozialethische Fragen werden verbunden und die Frage eingeschlossen, wie Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, miteinander umgehen wollen, können und sollen. Es geht um eine Beurteilung der Praxis im Vollzug des Handelns und vom Ergebnis her, wobei auch die strukturell-organisatorische Ebene, politische Aspekte sowie ausdrücklich der gesellschaftliche Wandel in den Horizont der Ethik einbezogen werden.