Viele Studenten im Sozialwesen ergreifen im dritten Semester die Möglichkeit, ein Fremdpraktikum in einer sozialen Einrichtung in Entwicklungsländern zu absolvieren. Über ein solches Praktikum während seines BA-Studiums in Kisumu, der drittgrößten Stadt Kenias, im Jahr 2005 kam der Kontakt von Jonas Puhm zu Davies Okombo und die Gründung des Fördervereins "UHURU" zustande. Puhm und zwei weitere Sozialarbeit-Studenten waren als erste deutsche Praktikanten bei Davies Okombo, einem Pionier der Sozialarbeit in Kenia. Dieser ist derzeit für drei Monate auf Vortragsreise in Deutschland, um über die Arbeit des "Uhuru Community Development Project" zu berichten und für die dringend benötigten Spenden zu werben.
Der erste Referent, Prof. Dr. Walther Specht, Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Mobile Jugendarbeit (ISMO) e. V., stellte sein globales sozialpädagogisches Konzept der Mobilen Jugendarbeit vor. Anhand von Filmsequenzen über Mobile Jugendarbeit in Afrika, Südamerika und Osteuropa erhielt das Publikum außerdem ein sehr plastisches Bild von den äußerst schwierigen Bedingungen, die Sozialarbeiter auf der ganzen Welt vorfinden.
Die Zielrichtung des Vereins ISMO ist die Unterstützung der ausländischen Sozialarbeiter bzw. deren Organisationen auf "Augenhöhe" in Form von Beratung und Schulung, um diesen Organisationen Argumentationshilfen gegenüber ihren Behörden, Verwaltungen und Regierungen zu geben. Die Professionalisierung der Sozialarbeit in den jeweiligen Ländern ist das langfristige Ziel von ISMO.
Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Dr. Specht stellte Davies Okombo sein Heimatland Kenia und die Geschichte der Sozialen Arbeit dort sowie die besonderen Erfordernisse daran vor. Um dem Publikum und insbesondere den Studierenden diese Erfordernisse deutlich zu machen, beschrieb Okombo die gesellschaftspolitischen Veränderungen in Kenia seit dessen Unabhängigkeit im Jahr 1963. Zusammenfassend kann man sagen, dass vor allem in den 1970er und 1980er Jahren insbesondere die Lage der armen Teile der Bevölkerung immer prekärer wurde, was auch Probleme wie Kinderarbeit und Obdachlosigkeit von Kindern und Jugendlichen zur Folge hatte. Die Immunschwäche AIDS verschlimmerte die Situation zusätzlich und ließ viele der Kinder als Waisen zurück.
Die Ziele des „Uhuru Community Development Project“ (UCDP) seien deshalb, die Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen, insbesondere Straßenkinder und AIDS-Waisen, in Kenia nachhaltig zu verbessern. Zum Beispiel versuche man, Straßenkinder wieder in ihre Familien zu integrieren, sofern sie noch welche haben. Außerdem sei es eine wichtige Aufgabe, den Straßenkindern zu helfen, vom Klebstoff schnüffeln wegzukommen. Viele Straßenkinder schnüffeln Klebstoff, um u. a. das Hungergefühl ausblenden zu können. Für die Gesundheit der Kinder und auf dem Weg in ein „normales“ Leben sei es deshalb ganz zentral, ihnen ein Leben ohne diese Droge zu ermöglichen. Eine äußerst wichtige Rolle spiele auch die Schulbildung. UCDP unterstütze die Kinder z. B., indem ihnen die Schuluniform gestellt wird.
Wichtig für UCDP ist natürlich, über die nötigen Geldmittel für die Hilfe vor Ort zu verfügen. Hierfür kommt unter anderem Hilfe aus Deutschland über den Förderverein „UHURU - Für Kinder ohne Hoffnung e. V.“. Dessen Vorstand, Jonas Puhm, Kathrin Mareis und Sarah Puhm, stellte die Geschichte des Vereins und seine Ziele vor. Oberste Priorität habe bei der Vereinsarbeit die Finanzierung Davies Okombos und dessen Mitarbeitern in Kenia sowie deren Projekten. Jedoch wolle man auch Forum sein für die Netzwerkarbeit und den Erfahrungs- und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Kenia.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Studierenden die Möglichkeit, sich mit den Referenten auszutauschen oder erste Kontakte hinsichtlich eines zukünftigen Praktikums bei UCDP zu knüpfen. Ehemalige Praktikanten des Studienbereichs Sozialwesens, die in Kenia, Botswana und Tansania waren, hatten Infowände über die verschiedenen Länder gestaltet. Außerdem gab es einen Verkauf von Kalendern, die über UHURU vertrieben werden. Dieser kann über Benjamin Lenatz (lenatz@ba-stuttgart.de) erworben werden.