Der Referent, der zunächst eine Lehre zum Bankkaufmann absolvierte, dann in Freiburg ein Theologie-Studium abschloss und zufällig über eine Stellenanzeige zu seiner Tätigkeit als Bestatter fand, erläuterte die Facetten und Vielseitigkeit seiner Arbeit als Leiter eines großen Stuttgarter Abschiedshauses. Seit sechs Jahren leite er mittlerweile das Abschiedshaus Haller in Stuttgart und betreue und begleite – zusammen mit seinem Team aus Theologen, Sozialpädagogen etc. – Angehörige unterschiedlichster Religionen und Kulturen.

Der Referent erläuterte, dass ein Trend zur Individualisierung und des Wandels auch im Bestattungswesen stark erkennbar sein. So galt das Reihengrab vor ein paar Jahren noch als einzige Alternative, heute gibt es Baumgräber, Friedwälder oder auch anonyme Bestattungen auf einem Gemeinschaftsgrabfeld. Kramer wies darauf hin, dass seiner Erfahrung nach ein Ort des Trauerns für viele Hinterbliebene wichtig ist.

Und auch wenn Religion im Alltag zumeist keine Rolle mehr spiele, ändere sich das häufig grundlegend, wenn ein Todesfall in der Familie auftrete. Seiner Beobachtung nach ist es für die Trauernden oft leichter, im Rückgriff auf religiöse Rituale Trauerarbeit zu leisten und mit dem Verlust fertig zu werden. Umso wichtiger sei es daher, auf religiöse und kulturelle Besonderheiten Rücksicht zu nehmen und diese beim Umgang mit dem Tod zu respektieren. Das Bestattungshaus Haller arbeitet mit vielen Glaubensgemeinschaften zusammen. Auf der Website des Unternehmens finden sich Links zu 26 Stuttgarter Glaubensgemeinschaften.

„Von außen betrachtet geht es um den Tod, von innen betrachtet geht es immer um intensives Leben“, so Marius R. Kramer über seine Arbeit als Bestatter. „Mir ist es wichtig, dass die Familie eine gute Form für ihre Trauer findet.“ Er ging ausführlich auf die Fragen der anwesenden Studierenden ein. Gerade im Zusammenhang der Sozialen Arbeit sei es wichtig, sich über den Umgang mit dem Thema Tod auszutauschen und das Thema auch  im Regelstudium deutlicher anzusprechen, so der Beitrag eine Studentin. Der Nachmittag mit dem Referenten gab den Anwesenden jedenfalls Gelegenheit, sich dem Thema aus einem neuen Blickwinkel zu stellen.