Mit 320.000 Einwohnern umfasst der Bezirk Neukölln mehr als die Hälfte der Einwohner der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Die Sonnenallee, der Hermannplatz, die Neukölln-Arcaden, vor allem aber die Karl-Marx-Straße sind die bedeutendsten Handelsstandorte vor Ort. Insbesondere die Karl-Marx-Straße, die einst zu den Top-Einkaufsstraßen nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland zählte, hat in den letzten Jahren einen dramatischen Trading-Down-Prozess hinter sich und damit auch in Berlin selbst einen dramatischen Bedeutungsverlust vollzogen. Gleichwohl können pro Tag an den besten Standorten wie den Neukölln-Arcaden bis zu 30.000 Besucher gezählt werden, am Bezirksrathaus rund 200 Meter entfernt, sind es noch etwa 20.000 Besucher.

Parallel zu diesen zum Teil besorgniserregenden Entwicklungen hat sich in den letzten Jahren eine virulente Kreativwirtschaft insbesondere von Jung-Designern in Neukölln herausgebildet, die nach Plattformen zur Vermarktung ihrer modernen, nachhaltigen, durchaus preislich attraktiven und individuellen Labels suchen. Können diese Plattformen ggf. den Trading-Down-Prozess stoppen und Neukölln, auch was den Handel betrifft, zu neuem Glanz verhelfen? Für welche Zielgruppen könnte dies interessant sein und ist die sich langsam neu etablierte Neuköllner Szene zusammen mit dem angrenzenden Bezirk Kreuzberg auf ein solches Angebot ansprechbar?

Unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Kaapke und dem Zentrum für empirische Forschung (ZEF) in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Neukölln führten 25 Studierende des fünften Semester BWL-Handel eine Machbarkeitsstudie für ein Kreativkaufhaus durch. Ziel der Studie war es, für drei konkrete Mikro-Standorte ein Geschäftsmodell für ein Kreativkaufhaus zu erarbeiten, einen Branchen-Mix vorzuschlagen, die Sortimentierung zu analysieren und Empfehlungen auszusprechen sowie auch die Kommunikationsstrategie für ein solches Haus zu planen.

Dazu wurden u.a. drei unterschiedliche Befragungen – Designer-, Passanten- und Beschäftigtenbefragungen der Bezirksregierung – von den Studierenden durchgeführt. Die Ergebnisse wurden im Anschluss erfolgreich vor Designern, der Wirtschaftsförderung Neukölln sowie vor Grundstücksbesitzern präsentiert. Exkursionsleiter Kaapke fasste für sich zusammen: „So muss das Studium an der Dualen Hochschule sein: neben theoretischen Erkenntnissen muss in der Konfrontation mit der Praxis Machbares von nicht Machbarem unterschieden werden. Von daher war es auch toll, dass der Arbeitstitel des Gesamtprojektes Machbarkeitsstudie lautet und genau dieses Verständnis verkörpert.“